Portrait Karl Anton Fleck Künstler

Fleck, Karl Anton

“Schiebt nicht alle Eure Bilder der Kunst in die Schuhe.”
(Karl Anton Fleck)

 

Biographie

1928: Geboren am 9.6. in Wien. Ausbildung im graphischen Gewerbe. Studium am Institut für Jazzmusik
1953 bis 1958: Aufenthalt in Schweden. Dann wieder in Wien, wo er als Tiefdruckretouscheur arbeitete.
1973: Gewinn des Theodor – Körner – Preises
1980: Gewinn des Preises der Stadt Wien Zahlreiche Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland
1968: Ausstellung im Kunstmuseum in Hälsingborg in Schweden
1971: Ausstellungin der Wiener Secession
1977: Ausstellung im Stavanger Museum in Norwegen
1978: Ausstellung im Museum des 20. Jahrhunderts in Wien sowie in zahlreichen Galerien in ganz Österreich.. K.A. Fleck war Mitglied der Künstlergruppe ‘Der Kreis’
1982: Mitglied der Wiener Secession
1983: Karl Anton Fleck stirbt am 5.12. in Wien
2005: Große Retrospektive im Wiener Leopold Museum

Graphikeditionen:
1965: die Holzschnitt – Folge ‘Kopfkissen’ im Eigenverlag
1983: die Lithographien – Mappe ‘Selbstbefleckungen’ als Edition der Salzburger Landessammlungen Rupertinum

Karl Anton Fleck publizierte Bilder, Texte und Illustrationen in
Büchern und Zeitschriften (z.Bsp.: in den ‘protokollen’)

Über Karl Anton Fleck

KAF, so sein Signet, wurde von seinen Eltern zu einer Lehre im graphischen Gewerbe gedrängt. Als Maler und Zeichner war er Autodidakt. 1953 ging er für fünf Jahre nach Schweden, wo er mit Landschaftsaquarellen großen Erfolg hatte. Wieder zurück in Wien findet Fleck allmählich seinen unverkennbaren Stil: Aussparungen und Reduktion auf das Wesentliche einerseits, Verzerrungen und Anhäufung von Details und Symbolen andererseits. Zusammengehalten wird dieses Konglomerat von einem klaren, markanten Umrißstrich, der die Konturen exakt festlegt. Diesem statischen Element gegenübergestellt werden nervöse, dynamische Strichbündel. Sie setzen die Akzente und Schwerpunkte, wodurch den Zeichnungen die ihnen eigene Spannung verliehen wird. Häufig wird durch die Verwendung von Wachskreiden dieser Effekt noch verstärkt. Mit einem Tuch verwischte der Künstler den unfixierten Bleistiftstrich, um durch die Grautönung eine “weichere” Fläche zu erhalten, wobei mit Hilfe eines Radiergummis eine Tiefenwirkung, eine Art “Höhung” erzielt wird.

Von fundamentaler Wichtigkeit für den Zeichner Fleck ist der menschliche Körper. In nahezu allen Zeichnungen, selbst in den Landschaften, finden sich Fragmente von Gliedmaßen sowie von primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen.

Karl Anton Fleck beschäftigte sich aber nicht nur mit der bildenden Kunst, er war Universalist. Als der Jazz am Ende des Zweiten Weltkriegs in Wien Fuß fasste, war Fleck Musiker. Er spielte in verschiedenen Clubs und studierte Schlagzeug am Institut für Jazzmusik. Nachdem er Ende der fünfziger Jahre das professionelle Musizieren aufgab, pflegte er dennoch zu Vernissagen gemeinsam mit Freunden Free-Jazz-Sessions abzuhalten.

Nur einigen wenigen ist bekannt, dass der Zeichner Karl Anton Fleck (ebenso wie Egon Schiele) auch beachtenswerte Gedichte verfasste. Keines wurde zu Flecks Lebzeiten veröffentlicht. Dennoch hat er sich über Jahrzehnte lyrisch ausgedrückt.
Gelegentlich schrieb Fleck ein paar davon für Freunde und Freundinnen ab, um dem oder der Beschenkten mit diesen Autographen Freude zu bereiten.
Stets schrieb Karl Anton Fleck seine Gedichte in Großbuchstaben. Er schrieb sehr schnell und mit geübter Hand. Selbst für Alltägliches verwendete er meist Majuskeln. Hinter den Gedichten verbirgt sich der Zeichner, der seine Welt in Farben und Formen wahrnimmt. Auf der anderen Seite der Musiker, der Töne in das Medium der Sprache umsetzt.
Ständig zu experimentieren, sich in anderen Kunstsparten zu äußern, war für Fleck nicht bloß eine Selbstverständlichkeit, sondern eine künstlerische Notwendigkeit.
Mit den Tendenzen der zeitgenössischen Lyrik war Fleck bestens vertraut – von der Dialektdichtung bis zur Konkreten Poesie. Zitate aus der Poesie anderer Länder und Zeiten finden sich in seinen Aufzeichnungen.
Flecks Dialektgedichte sind kurz und prägnant. Meist nur ein einziges Wort in jeder Zeile. So manches Gedicht kann als Notiz für eine später auszuführende Zeichnung gelesen werden. Besonders markant zeigt sich dies in einer Reihe von Prosagedichten, die im Umfeld seiner „Speisebilder“ entstanden sind, indem Fleck seine witzig-ironische Ader offenbart. In der Art von Kochrezepten spielt Fleck mit diesem Genre, verfremdet die bekannten Strukturen. Der Schalk sitzt ihm im Nacken. Diese Texte lassen sich auch als minimalistische Anweisungen zu Fluxus-Inszenierungen interpretieren. In seinen Gedichten gibt Karl Anton Fleck vieles preis, was er in Gesprächen zu verbergen wusste.
(Manfred Chobot)

Kunst der Zeichnung

Neben einer großen Anzahl von Porträts, Stadtbildern und Landschaften sowie Akten, die in seiner Gesamtschaffenszeit von 1950 bis 1983 entstanden sind, gewinnen ab Mitte der 60er Jahre die Themen über Strategien und das Konsumverhalten der westlichen Welt, Gedanken zur Identität sowie Fragen zur Umweltpolitik an Bedeutung, die Karl Anton Fleck in seinem Bilderuniversum zum künstlerischen Programm macht. Er zeichnet grotesk mutierte Geschöpfe, wie Gehirnadapter, Industriehund, Observatorvampir, bei denen die Unschärfe der Grenzen zwischen menschlichen Wesen und einem technischen oder animalischen „Ding“ lesbar wird.

Flecks Werke befinden sich in Privatsammlungen sowie in Museen und Kunstinstitutionen, wie Leopold Museum, Rupertinum (Salzburg), Albertina, Artothek des Bundes, Kulturamt der Stadt Wien, Sammlung Essl (Klosterneuburg), Museum Liaunig (Neuhaus, Kärnten), Kunstmuseum Hälsingborg (Schweden), Bauholding STRABAG und MOMA (New York)

Preise und Auszeichnungen

1973 Theodor-Körner-Preis
1980 Preis der Stadt Wien
1973  Preis der Ausstellung “Der Mensch und die Stadt”, Künstlerhaus Wien
1973 1. Preis “Die Bahn heute”, Wiener Secession
1973 Anerkennungspreis Galerie dell’Ore, Milano
1980 Preis der Stadt Wien für Graphik Wien

Literatur

Karl Anton Fleck: „Anthropologische Maschine.“ (Hg. Romana Schuler.) Wien: Leopold Museum, 2005
Karl Anton Fleck: „Hinter jedem Gesicht versteckt sich Gott.“ Gedichte und Filmmontagen (Hg. Manfred Chobot). Brunn am Gebirge: art & print und Wien: Galerie Chobot, 2005