Kogelnik, Kiki

Kiki Kogelnik – Biografie

geboren 1935 in Bleiburg/Kärnten, 1954 Beginn des Studiums an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien (Graphik bei Schwarz, Bildhauerei bei Knesl), 1955-1958 Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Wien (Malerei bei Albert Paris Gütersloh, Besuch des Abendakts bei Herbert Boeckl), 1961 Übersiedlung nach New York, löst sich vom abstrakten Expressionismus, Hinwendung zur Pop-Art, mitte 70er Jahre experimentiert Kiki mit Materialien wie Keramik, Holz, Email etc., 80er Jahre die Maske wird zum Markenzeichen, Ausstellungen in intern. Museen, Kunstprojekte (1994/96: Venetian Heads in Murano) folgen, Kiki Kogelnik pendelt zw. New York, Wien und Bleiburg hin und her, Kiki lebt und arbeitet, bis zu ihrem Tod 1997, in Wien.

Kiki Kogelniks abstrakte Anfänge im Umfeld des Otto-Mauer-Kreises (O.M. war Begründer der Galerie nächst St. Stephan) wurden bereits in den frühen 60ern von Pop-Artbezogenen Arbeiten abgelöst. Zur Frage ihrer stilistischen Einordnung hat die Künstlerin erwidert: ‘Die US-Pop-Künstler haben mich nie als eine der ihren gesehen, vielleicht war ich die einzige Pop-Art-Künstlerin Österreichs’. In den frühen Werken taucht der menschliche Körper als liegende Silhouette auf und wirkt entindividualisiert. Kiki verwendet dazu lebensgroße Schablonen aus Packpapier. Mit dem Entstehen der Werkgruppe der Hangings (1967-1971) lösen sich Elemente aus der Zweidimensionalität des Bildes um in den Raum überzutreten – ein Kunstgriff, der für Kogelniks gesamtes Schaffen grundlegend werden soll – Schatten, leere Häute aus leuchtenden, farbintensiven Vinylfolien werden auf Bügeln, Kleiderständern installiert.

Hier wie auch in den Malereien der 70er im Stil von Modezeichnungen mit ihrer theatralischen, eingefrorenen Gestik und Mimik erscheinen die Gesichter, analog zur Körper-schablone als Maske mit stereotypen Zügen. Ab den 80er Jahren erhalten diese Kopfabstrak-tionen in den Bildern dreidimensionale Züge, werden mit Mund, Augen, Ohren erweitert. Unabdingbar, hier Kikis ‘angewandte’ Seite ins Spiel zu bringen (Kiki: Die Skulptur hat mich immer schon interessiert) Um 1974 entstehen Köpfe und Masken aus Pappmachè und Keramik, 1994/96 entstehen die Serien ‘Venetian Heads’, ‘Little Heads’ und ‘Balloon Heads’ aus Glas, 1996 ‘Ohrenmenschen’ aus Bronze.

Kikis Experimentierfreude mit Materialien muss auch im österr. Kontext gesehen werden. (Die Wiener Werkstätte und deren Hauptvertreter von Vally Wieselthier bis Michael Powolny spielen dabei eine große Rolle.) Will man vor allem in der kiki-typischen Maske mehr sehen als nur eine Art poppiges Logo. Stattdessen hat man es mit der Konzentration jahrelanger formaler künstlerischer Entwicklung in einem aufgeladenen, individuellen Symbol zu tun, das Aspekte einer zeitgenössischen Interpretation von Weiblichkeit und des Menschsein im technischen Zeitalter widerspiegelt.

Die Maske ist für viele (negatives) Symbol der Verstellung, sie kann Schutz oder Versteck sein, in rituellen Handlungen ist sie der Mittler zwischen übersinnlicher und gegenwärtiger Welt. In jedem Fall hat die Maske etwas Starres, Totes an sich und sie ist typisierter Platzhalter für Identitätsanteile der Künstlerin wie auch des Betrachters.

Die Werkgruppe der Glasarbeiten (1994: Venetian Heads, 1996: Balloon Heads) entsteht auf Anregung von Judith Walker (auf der Kunstmesse Arte Fiera in Bologna (Jänner 1994), auf der die Galeristin Kogelniks Keramikobjekte ausstellt, regt der Besitzer einer Glasmanufaktur in Murano deren Umsetzung in Glas an). Kiki ist zunächst skeptisch, beginnt aber dennoch im Mai `94 in Zusammenarbeit mit dem erfahrenen Maestro Danilo die ersten Köpfe zu schaffen, zunächst mit großen Schwierigkeiten, galt es doch die skizzierten Entwürfe und die handwerklichen Möglichkeiten der Glasherstellung in Einklang zu bringen. Dennoch nach der Umsetzung der ersten Entwürfe ist die Künstlerin sofort begeistert über die formale und farbliche Bandbreite des bisher für sie fremden Werkstoffs. (Kiki: als ob man die Köpfe aus dem Wasser der Lagunen geformt hätte) Unter Verwendung verschiedener Techniken (Millefioriglas, mit Silber- und Goldpartikeln durchsetztes Glas, eingeschlossene Luftblasen) entstehen die maskenartigen Köpfe, die zum Großteil durch ihre Flächigkeit auf eine Frontalansichtigkeit hin konzipiert sind. Charakteristisch sind die über der Stirn aufragenden Zacken, die die Haare symbolisieren, und die entweder applizierten oder ausgeschnittenen Augen sowie der Mund.

Die Weiterentwicklung der ‘Venetian Heads’, die meist aus einem flachen Glasstück gezogen wurden, sind die ‘Balloon Heads’ (vollplastisch) Die Sockelfrage wurde organischer gelöst: entweder wird der Sockel integriert, ist Bestandteil des Kopfes selbst, oder eine Vase bzw. eine Art Pokal dient als ‘Fuß’ für die aufgesetzte ‘Vase’. Die Farbskala beschränkt sich vorwiegend auf Weiß,- Blau- und Grüntöne. Es wurde weniger mit Kontrasten experimentiert, sondern ein Ton charakterisiert die gesamte Skulptur. Der spirituelle und gelöste Charakter dieser Werke zeigt sich auch in Titeln wie ‘Spirit Head’ oder ‘Celestial Head’ und ‘Unicorn’. Gegen die Form, die ausfranst und ihre Konturen durchbricht, wird die Form gesetzt, die sich nach außen abschließt und in sich ruht.

Ein Querschnitt aller Köpfe, die zwischen 1994 und 1996 entstanden sind, ist seit 1996 im Schloss Ebenau im Rosental zu sehen. Eine schräggestellte Rampe mit integrierten Lichtsockeln ermöglicht eine übersichtliche Präsentation und sie veranschaulicht vor allem die vielen Facetten des Materials, das Kiki Kogelnik drei Jahre vor ihrem Tod für sich entdeckte.