Flora Radierung Stolzer Skipionier

Die Radierung – eine alte Drucktechnik

Die Radierung ist eine Tiefdrucktechnik, denn es werden (im Gegensatz zum Flachdruck der Lithographie oder zum Hochdruck des Holzschnitts) die eingravierten bzw geätzen Teile gedruckt. Für den Tiefdruck werden der glatten, ebenen Oberfläche einer Druckplatte Verletzungen in Form von Linien oder Punkten zugefügt (Radieren). Dazu verwendet man die Radiernadel oder den Grabstichel.

Es gibt zwei prinzipiell verschiedene Arten von Radierung, was die Herstellung der Druckplatte betrifft, die Kaltnadelradierung und die Ätzradierung.

Die Radierung wurde bereits im 15. und 16. Jhdt fast gleichzeitig mit den ersten Papiermühlen entwickelt. Zuerst wurden welche vor allem von Waffenschmieden und Goldschmieden hergestellt, indem sie Ruß in die Vertiefungen ihrer Verzierungen rieben und Abdrücke davon nahmen.

Wahrscheinlich diente dies der Reproduzierbarkeit und Dokumentation. Die Verzierungen wurden in Musterbüchern festgehalten und konnten so auf andere Objekte übertragen werden (siehe auch Ziselieren, Stahlstich). Eine Frühform ist von Masaccio um 1400 überliefert. Aus dem Jahr 1513 sind

aus dem Bereich der Waffenschmiedekunst die ersten Eisenätzradierungen (mit Essig und Salz) bekannt. Diese Technik setzte sich aber nicht durch, weil Eisen schnell Flugrost ansetzt. Albrecht Dürer und auch Rembrandt Harmenszoon van Rijn sind wohl die berühmtesten Vertreter. Auch die Capricios von Francisco de Goya sind weltberühmt. Die Kupferradierung diente zu dieser Zeit als „billige Reproduktionstechnik“. Diverse Künstler stellten „Reprodukteure“ ein, welche Kupferradierungen von ihren Kunstwerken herstellten, um den aufkommenden Markt des zu Wohlstand gekommenen Bürgertums zu bedienen. Die Drucke wurden in ganz Europa verteilt – auch um Werbung für die eigene Werkstatt zu machen. Als Nebenwirkung dieser Entwicklung verbreiteten sich künstlerische Stilentwicklungen in Europa sehr schnell.

a) Bei der Kaltnadelradierung wird die Zeichnung in eine polierte Kupferplatte mittels eines (Grab)-Stichels bzw der Radiernadel geritzt/gezeichnet. Der Stahlstich ist eine verwandte Technik gewesen, die für Briefmarken und auch Geldscheine verwendet wurde. Die Radiernadel ist aus härtestem Stahl gefertigt. Es können verschiedene Tiefen erzeugt werden, von zartesten Linien bis zu stärkeren Furchen mit aufgeworfenen Rändern, die viel Farbe aufnehmen und beim Drucken eine stärkere Schwärzung ergeben. Eine Ätzflüssigkeit wird nicht verwendet.

b) Bei der Ätzradierung wird die Zeichnung in eine zunächst auf die Platte aufgebrachte relativ weiche Abdeckschicht (Ätzgrund meist aus Teer) gekratzt. Anschließend wird die Platte mit einer Ätzflüssigkeit geätzt, wobei nur die Stellen angegriffen werden, an welchen die Deckschicht verletzt wurde. Nach dem Spülen der Platte wird die Deckschicht entfernt. Der Ätzgrund muss die Farbe des Kupfers noch durchscheinen lassen, dann hat er die richtige Stärke. Die Techmik ist grundsätzlich dieselbe wsie die der Kaltnadelradierung, aber in der weichen Schicht kann der Künstler viel besser zeichen, weil kaum ein Kraftaufwand nötig ist. Aus dem Grund ist die Ätzradierung bei Zeichnern beliebter.

Für beide Radiertechniken gilt: Die Druckplatte behält nach der Verletzung die ebene Form bei. Die bei der Verletzung entstandenen Vertiefungen der Platte können Druckfarbe aufnehmen, wenn man die gesamte Platte einfärbt und mit einem Lappen oder ähnlichem die auf der glatten, unverletzten Oberfläche stehende Farbe wieder abwischt. Durch Aufpressen eines angefeuchteten Papiers wird die Farbe aus den Vertiefungen und Rillen wieder herausgesaugt und erscheint auf dem Druckpapier. Im Gegensatz zu den Hochdruckverfahren setzt der Tiefdruck die Benutzung einer Walzendruckpresse voraus. In der Regel ist die Druckplatte ca. 1–2 mm dick.

Um malerische Elemente einzuführen, gibt es die Aquatinta. Die Aquatinta, auch als Tuschätzung, Bistermanier oder Ätzlavierung bezeichnet, ist ein spezielles Verfahren für Radierungen, bei dem über Flächenätzung Halbtöne erzeugt werden. Damit sind malerische Elemente am besten zu erzeugen, in der Farbradierung kann sogar der Eindruck eines Aquarells entstehen.

Für die Radierung sind alle glatten Materialien geeignet, die verletzbar sind und mit meist terpentin- oder wasserlöslicher Farbe keine feste Verbindung eingehen:
Die Druckplatten bestehen überwiegend aus Kupfer, oft auch aus Zink oder Messing. Eisenradierungen (nicht zu verwechseln mit dem Stahlstich!) wurden in den Anfängen der Technik hergestellt, sind jedoch heute kaum noch gebräuchlich. Es werden auch andere Materialien wie Kunststoff als Ausgangsmaterial für Radierungen verwendet. Moderne Methoden des Non-toxic-printing verwenden vorbeschichtete Platten, die mit einer lichtempfindlichen Fotopolymerschicht überzogen sind. Dabei muss die Platte selbst nicht mehr geätzt werden. Es kann direkt von der Beschichtung gedruckt werden. Diese Platten werden auch in den fotografischen Edeldruckverfahren verwendet.