WILFRIED KIRSCHL Portrait

Wilfried Kirschl (Künstler-Portrait)

Wilfried Kirschl (1930-2010) ist bekannt als Maler, Ausstellungsmacher, Kunsthistoriker, Publizist und auch Sammler – in all diesen Funktionen ist er bis zu seinem Tod eine zentrale Figur in der Tiroler, vor allem der Innsbrucker Kunst- und Kulturszene. Über Jahrzehnte trägt er Werke vorwiegend heimischer Künstler zusammen, schafft damit eine bedeutende zeitgenössische Sammlung Tiroler Kunst, der er selbst eine Bereicherung als Künstler ist.

Noch zu Lebzeiten setzt Wilfried Kirschl sich dafür ein, dass seine Sammlung als Ganzes erhalten bleibt und der Allgemeinheit zugänglich gemacht wird. Das Land Tirol und die Tiroler Gedächtnisstiftung kaufen 2012 diese Sammlung und übergeben die rund 350 Werke den Tiroler Landesmuseen zur Betreuung und wissenschaftlichen Bearbeitung.
Nachdem die letzten Jahre sämtliche Werke einer genauen Provenzienforschung unterzogen wurden, waren bald 130 ausgewählte Arbeiten in der Ausstellung „Mit dem Auge des Künstlers” – Die Sammlung Kirschl“ im Landesmuseum Ferdinandeum zu sehen (bis 26. November 2017). Die von Günther Dankl gestaltete Ausstellung wirft Schlaglichter auf Kirschls Leben, seine kuratorische Tätigkeit, seine Arbeit als Publizist und die Sammlungsschwerpunkte, um am Schluss auch auf sein eigenes künstlerisches Schaffen einzugehen.

Sein Werk

Die frühen Arbeiten von Wilfried Kirschl tragen eine Handschrift, die der internationalen, abstrahierenden Tendenzen nachkommt. Ein Modernist um jeden Preis aber will er niemals sein und das war er auch nie. Wenn ein Könner sein Können nicht zeigen kann, so erscheint es fast, ist er nicht glücklich in seinem Tun, und so hat auch Kirschl sich niemals einer Abstraktion verschrieben, der das Unvermögen innewohnt. Seine Ausflüge in die Abstrakte, oder besser bezeichnet man sie als abstahierende Gegenständlichkeit, bleiben ein beständiger Lernprozess, werden niemals zum Selbstzweck. In solchen Bildern und Abstraktionstendenzen bleibt die Farbigkeit dem Sujet angeglichen, ist oft still und Ton in Ton, als würde die Zurückhaltung in der Farbigkeit die kristallinen einfachen Strukturen unterstützen.

Wilfried Kirschl trägt mit allen Schaffensbedeutungen wesentlich zum Selbstverständnis Tirioler Kunstübung bei und schafft selbst ein betrachtliches Oevre von Aquarellen, Pastellen und Ölbildern. Auch Druckgraphiken fertigt er an. Sein Lebensweg führt ihn oft nach Griechenland und auf den Inseln entstehen Bilder von sonniger Leuchtkraft. Auch New York oder die Toskana (Bild) erreichen seine künstlerische Seele. Sein künstlerischer Platz ist die Welt, seine Malerei aber entsteht fast immer im Atelier. Das Licht scheint in ihm Platz gegriffen zu haben, denn manchmal erscheint einem als Pleinair- Malerei, was im Atelier entstanden ist, aber auch was vor Ort entsteht, könnte Ateleiermalerei sein.

Im Pastell, das naturgemäß flüchtiger ist, als das Ölbild, erschaft er eine eigene Welt. sie ist geprägt von malerischen und auch zeichnerischen Elementen, die sich zu einem großen Ganzen verquicken. Darin ist er ein Meister. Und alles atmet eine beinah gespenstische Stille, die im nächsten Moment aber zur beruhigenden und auch beredten Stimme gerät. Sehr kalkuliert  wirken Farbgebung und Komposition, die er nicht nur von der Pike auf gelernt hat, nein, er hat sich über seine Ausbildung hinweg mit den klassischen Maltechniken angefreundet und sie weiterferfolgt bis zur Perfektion. Sein Credo scheint zu sein, dass nur der gute Handwerker auch Tiefe in die Malerei bringt, und damit hat er wohl recht.

Kirschl darf auch als Meister des Stillebens gelten, schafft er doch eine erkleckliche Anzahl von ihnen. Es genügen ihm oft kleine und unbedeutende Gegegstände, um eine ganz neue Welt zu kreieren, die zeitlos ist. Bestechend ist er in der Einfachheit der gewählten Gegenstände ebenso, wie in der malerischen Substanz. Der Vortrag des Könners. Und selbst im Stilleben erscheint es einem so, als seien sie nirgendwo anders zu denken, als an just jenem Platz, den er für dieses Ambiente gewählt hat, egal ob es eine griechische Insel ist, eine Metroploe oder sein Innsbrucker Atelier.

Zeittafel

1930 Wilfried Kirschl wird am 27. April in Wörgl geboren
1945-48 Bundesgewerbeschule Innsbruck, Abt. Malerei, Lehrer:
Jörg Srnka-Hohenlindegg, Arthur Zegler, Helmut Rehm und Toni
Knapp
1948-52 Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei
Josef Dobrowsky und Herbert Boeckl
1951 Meisterschulpreis für den Abendakt von Prof. Boeckl
1952 Staatspreis der Akademie
1954-57 Kunsterzieher am Gymnasium Paulinum, Schwaz
1957 Studium an der Académie André Lhote, Paris
1964 Mitbegründer der Galerie im Taxispalais
1965 Theodor-Körner-Preis
1966-94 Mitglied des Kulturbeirates der Tiroler Landesregierung
ab 1968 Mitglied der Wiener Secession
ab 1978 Kurator des Egger-Lienz-Archives
1980 Professorentitel
1995 Ehrenzeichen des Landes Tirol

Studienreisen und Arbeitsaufenthalte:
Frankreich (Paris, Arles, Saint Rémy-de-Provence, …), Italien (Padua, Ravenna, Florenz, Assisi, Pisa, Genua, …), Griechenland (Delphi, Peloponnes, Mykonos, Kreta, …), Ägypten, Türkei, England (London), …

Ausstellungen:
Wattens und Innsbruck ‘Junge Kunst’, Puteaux bei Paris ‘L`Europe à travers les communes’, Wien, ‘Geist und Form’, Wien ’10 Jahre Malerei und Plastik in Österreich’, Innsbruck ‘Österr. Graphikwettbewerb’, Wien ‘Querschnitt durch die Österr. Kunst von heute’, Innsbruck ‘Reiseeindrücke Tiroler Künstler in Frankreich’, Zürich ‘Das Stilleben’, Bregenz ‘Malerei von heute’, Innsbruck ‘Kunst in Tirol im 20. Jahrhundert’, …
Ausstellungsbeteiligungen mit: Schunbach, Pirlo, Scholz, Prandstetter, Tiefenthaler, Wach, Drexel, Pöhacker, Flora, Diesner, Nöbl, Stimpfl, Gironcoli, Hrdlicka, Moldovan, Weiler, ……

† 28. Januar 2010 in Innsbruck